Wer war Elisabeth Knipping?
Elisabeth Knipping – Ein Leben im Dienst der Frauenbildung
Elisabeth Knipping wurde am 26. September 1869 als Tochter eines königlichen Baurates geboren. Eine persönliche Eigenständigkeit durch eine Berufstätigkeit und ein Aufstieg in anerkannte höhere Positionen bedeutete für Frauen damals häufig den Verzicht auf die Ehe und die Gründung einer eigenen Familie. So auch bei Elisabeth Knipping.
Ihr beruflicher Werdegang führte sie von untergeordneter Schreibtischarbeit im Schulsekretariat mittels autodidaktisch erworbener pädagogischer Studien zunächst zur Handelslehrerin.
Als Mitarbeiterin der weit über die Grenzen Kassels hinaus bekannten Auguste Förster trat Elisabeth Knipping 1912 deren Nachfolge in der Leitung der „Gewerbe- und Handelsschule des Frauen- und Bildungsvereins“ an. Unter ihrer Führung entwickelte sich die Bildungseinrichtung in Kassel weiter zu einer großen und anerkannten Ausbildungsstätte für kaufmännische, hauswirtschaftliche und gewerbliche Berufe.
Die schon unter der Leitung von Auguste Förster seit 1909 durchgeführten Seminare zur Ausbildung von Gewerbeschullehrerinnen erfuhren nicht zuletzt durch das verstärkte Engagement von Elisabeth Knipping eine herausragende bildungspolitische Funktion im Rahmen der Frauenbildung.
Nach der Übernahme der Bildungseinrichtung durch die Stadt Kassel im Jahre 1920 wurden auch von kommunaler Seite die bildungspolitischen Schwerpunkte des Frauenbildungsvereins bestätigt. Die Leitung der Schule behielt Elisabeth Knipping.
Die Pensionierung u. a. auch aus gesundheitlichen Gründen am 1. April 1933 bewahrte Elisabeth Knipping vor dem Schicksal vieler anderer demokratisch-humanistisch gesinnter Frauen, die gewaltsam und häufig auf erniedrigende Weise aus dem Amt gedrängt wurden, denn die engagierte Verfechterin für die Frauenbildung war zu keiner Zeit eine Anhängerin der NS-Politik mit der spezifischen Definition der Rolle der Frau.
Nach ihrer Pensionierung verblieben Elisabeth Knipping noch ca. 18 Jahre, die durch eine gewisse Verbitterung und Trauer, aber auch durch Freude und Bestätigung ihres Lebenswerkes geprägt waren: Verbitterung darüber, angesichts der dramatischen Entwicklungen und Veränderungen der politischen und gesellschaftlichen Realitäten im Deutschen Reich in den Jahren der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft nicht mehr für die Schule und deren Anliegen tätig sein zu können, Trauer über die Zerstörung „ihres“ Schulgebäudes durch den großen Bombenangriff auf Kassel im Oktober 1943 und über den Verlust der eigenen Wohnung. Freude über 1950 beginnenden Wiederaufbau des Schulgebäudes an der Gießbergstraße und Bestätigung, dass sie aktiv an der Planungsphase teilnehmen und ihre konstruktiven Vorschläge einbringen konnte.
Elisabeth Knipping starb am 19. Oktober 1951 nach einem erfüllten und erfolgreichen Leben.
Die Entscheidung des Kollegiums aus dem Jahre 1956, die Bildungseinrichtung in „Elisabeth-Knipping-Schule – Hauswirtschaftliche Berufsfachschule und Frauenfachschule der Stadt Kassel“ zu benennen, drückte die Anerkennung für eine große Frau im Dienst der Frauenbildung aus.
Wer heute durch das moderne und pädagogisch-funktional gegliederte Schulgebäude an der Mombachstraße 14 in Kassel geht, wird kaum erahnen können, welche Kämpfe, Rückschläge aber auch Erfolge es für die Mädchen- und Frauenbildung in den zurückliegenden 150 Jahren gegeben hat, durch deren Einsatz die Rolle der Frau im gesellschaftlichen Bewusstsein neu definiert wurde. Die heranwachsenden Generationen wurden und werden befähigt, ihr Leben unter veränderten Voraussetzungen zu meistern und darüber hinaus Mitträger weiterer Entwicklungen zu werden. Es war ein besonderer Verdienst von Elisabeth Knipping, an diesem Prozess maßgeblich mitgewirkt zu haben.